Züchterschulung
Schauvorbereitung
Frage: Wann beginnt die Schauvorbereitung?
Wie schon Sepp Herberger zum Fußball gesagt hatte: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!" So ist es auch in der Rassetaubenzucht: "Nach der Ausstellungssaison ist vor der Ausstellungssaison."
Die Ausstellungssaison beginnt eigentlich schon mit der Zusammenstellung der Zuchtpaare. Nur wer die richtigen Paare zusammenstellt, der wird später auch entsprechende ausstellungsfähige Jungtiere für die Ausstellungen haben. Dabei ist es wenig sinnvoll, wenn einfach zwei V-Tiere zusammengepaart werden und man davon ausgeht, dass aus dieser Verpaarung auf jeden Fall V-Tiere fallen müssen. Viel sinnvoller ist es, wenn man sogenannte Ausgleichspaarungen macht. Das heißt, wenn ein Tier Wünsche offen hat, dass man diesem Tier einen Partner zuordnet, der diesem Wunsch eher zu stark ausgeprägt hat. Zum Beispiel wenn ein wertvolles Zuchttier farblich zu hell ist, dann sollte dieses mit einem deutlich dunkleren Partner verpaart werden. So ist die Chance auf entsprechendem Nachwuchs deutlich größer.
Zudem sollten nur Tiere verpaart werden, die absolut vital und gesund sind. Gesundheitlich angeschlagene oder nicht vitale Tiere haben in der Zucht nichts verloren, nicht einmal wenn sie auf vergangenen Schauen bestens abgeschnitten haben. Solche Elterntiere haben für eine erfolgreiche Zuchtlinie absolut keinen Wert.
Ein wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche Nachzucht ist auch eine für die Rasse entsprechende Zuchtanlage. Die Größe des Schlages bzw. der Tierbesatz und die Schlageinrichtung sollten der Rasse bzw. Rassengröße angepasst sein. Ein Tierüberbesatz ist unbedingt zu vermeiden, da sonst die Nachzucht geringer ausfallen könnte, als mit weniger Zuchtpaaren.
Tauben mit Fußbefiederung bzw. Latschen benötigen eine andere Schlageinrichtung wie Tauben ohne Fußbefiederung. Hier sollten die Nester in der Größe und das Anflugbrett auf die Latschen abgestimmt sein. Auch die Sitzgelegenheiten sollten so angebracht sein, dass die Latschen seitlich genügend Platz haben und nicht anstoßen. Grundsätzlich sollte der ganze Schlag darauf ausgerichtet sein, dass die Latschen möglichst wenig Punkte haben, an denen sie anstoßen und somit abbrechen könnten. Ähnliches gilt auch für Tauben mit Struktur.
Die Taubenschläge sollten auch auf die kommende Zuchtsaison vorbereitet werden. Eine gewisse Stallhygiene ist eine Grundvoraussetzung. Eine Desinfektion des Schlages bzw. der Schlageinrichtung ist ratsam. Das Anbringen eines Walnusszweiges oder Lavendel im Schlag vermindert ebenso den Parasitenbefall.
Die Fütterung spielt auch eine große Rolle. Bevor man mit dem Brüten beginnt, sollten die Tauben nach der üppig gefütterten Schausaison deutlich an Gewicht verlieren. Verfettete Tauben brüten sehr schlecht. Nur Tauben, die ständig bereit sind, Futter zu holen, sind auch gute Eltern.
Des Weiteren sind Tauben keine reinen Körnerfresser! Viele Zuchtfreunde sind der Meinung, dass ein Becher voll mit Getreide alles ist, was Tauben benötigen. Diese Züchter werden sich wundern, wenn sie bei den Ausstellungen trotz gleicher Voraussetzungen doch wieder das Nachsehen haben. Den Unterschied zu den Höchstnoten machen später dann nur noch Kleinigkeiten aus, die zu einem großen Teil an einer ausgewogenen Fütterung während des ganzen Jahres liegen.
Allein das Körnerfutter soll vielseitig, ausgewogen, kleinkörnig und mit einem geringen Anteil an Hülsenfrüchten sein. Auch Grünzeug ist den Tauben jederzeit willkommen. Dabei sind sie nicht wählerisch. Sie nehmen eigentlich alles was im Garten zu finden ist. Vom Salat, über Kohlarten bis zu Brennnessel und Löwenzahn. Erde von frisch angehäuften Maulwurfhügeln können den Tauben genauso angeboten werden wie verschiedene Grit und Taubensteinsorten. Diverse Pulvermischungen mit Vitaminen und Kräutern müssen mit Speiseölen an das Korn gebunden werden. Das Öl hilft auf der einen Seite, dass die Tauben das Pulver aufnehmen können und zum anderen, brauchen es die Tauben, damit die Vitamine im Körper umgesetzt werden. Optimal ist es, wenn den Tauben Keimfutter angeboten wird. Dies ist aber mit Vorsicht zu genießen, denn wenn das Futter dann Schimmel ansetzt, dann ist es eher schädlich als das es nutzen hat.
Das Trinkwasser muss mindestens einmal täglich frisch gegeben werden. Damit die Tränken möglichst frei von Keimen sind, sollte ein zweiter Satz vorhanden sein. Somit können sie täglich gewechselt werden. Die Tränken, die gerade nicht in Gebrauch sind, werden während der Sommermonate an der Sonne getrocknet. Die UV-Strahlen „desinfizieren“ somit die Tränken. Auch ein „Ansäuern“ des Trinkwassers mit entsprechenden Mitteln verringert die Keimbildung.
Wenn die Mauser beginnt, dann sollte die Zuchtphase zum Ende kommen. Dann benötigen die Tauben ihre Kraft für das Mausern. Während der Mauser sollte keine Futterumstellung vorgenommen werden, dies würde sich in der Feder abzeichnen. Zu Beginn der Mauser ist ein frisch geernteter Weizen zu empfehlen. Der höhere Eisweißanteil beschleunigt die Mauser.
Es kann auch mit Wasser verdünnte Buttermilch verabreicht werden, diese hat die gleiche Wirkung. Diese sollte allerdings von den Tauben schnell aufgenommen werden, da die Milch sonst sauer werden kann. Auch ein Bad sollte wie eigentlich das ganze Jahr regelmäßig zur Verfügung gestellt werden. Spätestens nach der Mauser sollten die Tauben nach Parasitenuntersucht werden. Die neuen Federn müssen frei von Milben, Federlingen etc. sein. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten wie Zusätze für das Badewasser oder eine Behandlung am Tier. Davon abgesehen sollten unsere Tiere eigentlich das Ganze Jahr frei von „Untermietern“ sein. Tauben, die einen Federling, Milben etc. -befall haben, finden durch den Juckreiz keine Ruhe und können dementsprechend nicht so ihrer Brutpflege nachkommen, als wenn sie Ruhe haben.
Impfungen wie die Paramyxoimpfung sollten nicht während der Mauser durchgeführt werden, da sich während der Mauser dadurch eventuell die Federbildung verzögern könnte und dies sich in der Feder abzeichnet. Allerdings muss auch die vorgeschriebene Wirkungszeit zu den Ausstellungen eingehalten werden.
Während der ganzen Zuchtsaison wäre es ratsam, ständig die Jungtiere zu selektieren. Nur Jungtiere, die für die Ausstellung oder für die Zucht geeignet sind, sollten in den Jungtierschlag kommen. Somit ist in den Jungtierschlägen genügend Platz und Sauerstoff für die Tiere vorhanden, in die wir dann später an den Ausstellungen unsere Hoffnungen setzen.
Wenn es dann an die Anmeldungen für die Ausstellungen geht, wäre im Vorfeld ein Schaukalender sehr hilfreich. Hier kann eingetragen werden, welche Schauen mit welchen Tieren bestückt werden können. Mit Hilfe dieses Schaukalenders kann vermieden werden, dass Tiere zu oft oder in zu kurzen Abständen zu den Ausstellungen gebracht werden.
Bevor die Ausstellungen beginnen, sollten wir die Tauben immer wieder für nur kurze Zeit in die Ausstellungkäfige setzen. Wer die Möglichkeit hat, der kann auch einen Ausstellungskäfig in das Schlagabteil stellen, in dem die Tiere sind, die später zur Schau gebracht werden sollen. Das Ganze dient dazu, dass die Tiere sich langsam an die Käfige gewöhnen und dadurch ihre Scheu verlieren.
In diesem Zeitraum sollten auch gleich die Schnäbel kontrolliert werden. Bei überstehenden Oberschnäbeln bzw. nicht geschlossenen Schnäbeln kann das tote Horn abgetragen werden, damit kann sich die Schnabelmuskulatur wieder an die neue „Schnabelform“ gewöhnen und der Schnabel hat Zeit, sich wieder komplett zu schließen. Vorsicht, beschneiden oder anderweitiges bearbeiten vom lebenden Gewebe ist verboten, Tiere mit zu breitem Unterschnabel oder deformiertem Schnabel können nicht zur Ausstellung gebracht werden.
Auch das Skelett kann spätestens in dieser Zeit noch einmal kontrolliert werden. Krumme Brustbeine, krumme Zehen, Schwimmhäute zwischen den Zehen, fehlende Krallen, falschfarbige Krallen, schlechte Bein oder Zehenstellung, fehlende Bürzeldrüsen etc. können aus der Kollektion der Ausstellungtiere „entfernt“ werden.
Zum Herbst hin kommt dann die eigentliche Schauvorbereitung.
Hier müssen dann die Tauben ausgesucht werden, die für die Ausstellung in Frage kommen. Grundvoraussetzung ist hier, dass sie die jeweiligen Rassetypen verkörpern. Es ist auch darauf zu achten, dass nur Tiere ausgesucht werden, die vollkommen gesund und vital sind. Der Brustmuskel muss voll ausgebildet sein und auch die Flügel müssen bei den meisten Rassen auf den Rücken aufliegen. Eine saubere Rückendeckung muss vorhanden sein.
Auch auf die Augen muss geachtet werden, diese dürfen nicht tränen und müssen die richtige Farbe haben. Auch der passende Augenrand muss vorhanden sein.
Farbe und Zeichnung sowie die Vollständigkeit der Schwanz- und Schwingenfedern sind ebenfalls zu prüfen. Es dürfen keine abgebrochenen oder sichtbar abgeschnittenen Federn am Tier sein.
Tiere, die auf eine Schau gehen, müssen einen geschlossenen der Größe entsprechenden Bundesring tragen, welcher natürlich auch sauber und lesbar zu sein hat. Weitere Ringe bzw. Kennzeichnungen sind zu entfernen.
Ein sauberes und glattes Gefieder, frei von Kot oder Schmutzrückständen sollte selbstverständlich sein. Wenn das nicht der Fall ist, dann lässt man die Tauben vor dem Schaubeginn noch einmal Baden oder man macht je nach Verschmutzungsgrad eine Einzeltierwäsche. Hier werden die Tiere in einem warmen Wasser mit Seife ohne Farbzusätze gewaschen. Man muss hier besonders vorsichtig sein, dass keine Federn ausgerissen werden. Anschließend wird mit einem klaren Wasser nachgespült. Am besten ist dies mehrere Tage vor der Schau zu machen, damit die Federn gut trocknen und sich wieder mit Federstaub bedecken.
Dann werden die Tiere richtig an den Käfig gewöhnt und sollten dressiert werden. Dies sieht je nach Taubenart unterschiedlich aus. Kropftauben müssen ihr Blaswerk zeigen, wenn sie im Käfig angesprochen werden, andere müssen die Scheu ablegen und sich richtig präsentieren.
Während die Tauben in den Käfigen trainiert werden, können sie nach Bedarf „geputzt“ werden. D. h. um die Zeichnung des jeweiligen Rassetyps verbessern zu können, werden die Federn, die nicht in das Zeichnungsbild passen entfernt. Die Federn dürfen aber nur komplett entfernt werden. Hier ist es am besten, wenn die Federn am Grund mit einer kleinen Schere abgeschnitten werden. Dies hat den Vorteil, dass sie bis zu der nächsten Schau (in der gleichen Schausaison natürlich) nicht nachwachsen. Die Federn halb abschneiden, auch als „sichtbares“ putzen bezeichnet ist verboten. Auch Strukturen müssen auf diese Art in Form gebracht werden.
Wenn es dann auf den Weg zur Ausstellung geht, dann sollten noch einmal die Füße gereinigt werden. Mit Alkohol lassen sich hier noch die letzten Rückstände von Federstaub entfernen.
Somit haben die Tauben glatte, saubere Beine bzw. Füße. Anschließend wird noch einmal darauf geachtet, dass die Schnabellänge passt, bevor die Tauben in die Transportkisten in Einzelfächer gepackt werden. Bei den Transportkisten ist unbedingt darauf zu achten, dass diese frei von Parasiten sind und der Rassengröße entsprechend Platz bieten.
Wenn diese Punkte im groben eingehalten werden, und das Ausgangsmaterial der Tiere entsprechend gut war, dann dürfte das Erreichen von hohen Noten doch möglich sein.
Tiere mit deformierten Gliedmaßen sollten nicht in der Zucht verwendet werde
1.0 mit kleiner Schnippe. Zum Ausgleich die 0.1 mit großer Schnippe
Links: Federn in Form schneiden (sichtbares Putzen) ist nicht erlaubt. Rechts Putzen komplettes entfernen der Feder ist erlaubt.
Richtig Putzen: Vorher - Nachher
Überstehendes, totes Horn am Schnabel muss abgetragen werden